Der bunte Himmel by Alice Campion
Autor:Alice Campion
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
veröffentlicht: 2015-11-02T16:00:00+00:00
Kapitel 13
Da war er also. Deborah betrat die Küche von Kurrabar auf Zehenspitzen. Heath stand an der Spüle, trank ein Glas Wasser und schaute aus dem Fenster.
»Hab dich«, rief sie, als sie ihn von hinten umschlang.
»Verdammt! Was soll das?«, prustete Heath, und Wasser schwappte auf sein Hemd.
»Nun beruhige dich doch«, meinte Deborah lachend. »Können wir jetzt losreiten?«
»Tut mir leid, Deb, ich kann nicht. Ich sitze an meiner Steuererklärung für Januar und zerbreche mir den Kopf darüber, was wir mit dem Hof machen sollen. Mir schwirrt der Kopf von all den Zahlen.«
Er trank das nächste große Glas Wasser, ohne Deborah anzusehen.
»Soll ich dir helfen?«
»Nein. Ich krieg das schon hin.« Seufzend lehnte er sich an die Küchentheke und starrte auf die in der Gluthitze der Mittagssonne liegenden staubtrockenen Koppeln.
Seit Weihnachten war er nicht sehr gesprächig gewesen. Sie hatte ihn beiläufig gefragt, ob er sich nicht gut fühle, Schlafprobleme habe. Aber sie hatte nie den Mut aufgebracht, nachzuhaken, was los war. Er beruhigte sie jedes Mal, aber er wirkte zerstreut. Und er war auch immer müde … lustlos. Sie hatten zwar noch Sex miteinander, aber es war nicht mehr das, was es einmal war.
Anstelle der alten Kameradschaft war Schweigen getreten. Er erkundigte sich auch nicht mehr bei ihr, was sie machte. Anderen wäre das vielleicht gar nicht aufgefallen, aber sie litt darunter. Und sie konnte tun, was sie wollte, es änderte sich nichts.
»Vergiss nicht, dass wir heute Abend bei mir sein werden, nur du und ich.«
»Wie das denn?«, fragte Heath erstaunt nach.
Deborah zuckte zusammen. Er sah sie an wie ein Tier in der Falle. »Mum wird in der Stadt auf dem Treffen des Landwirtschaftsverbands sein, und Dad besucht Großmutter in Tamworth. Hast du das vergessen?«
»O ja … irgendwie.«
»Können wir uns auch die Speisekarten ansehen, bevor du’s vergisst? Ich muss morgen die Caterer informieren«, fügte Deborah hinzu. Nun komm schon, Heath, wach auf.
Aber er schaute sie verständnislos an. »Haben wir uns darüber nicht schon letzte Woche unterhalten?«
Deborah seufzte. Warum musste sie sich um alles kümmern? »Da ging’s um die Hochzeit. Das ist jetzt für den Polterabend.«
»Polterabend? Du liebe Güte, Deb, was denn noch alles?«
Deborahs Lippen wurden schmal. Konnte sie nicht einmal auf seine Unterstützung rechnen? Zogen sie nicht an einem Strang?
Jetzt lief er wieder davon. Deborah ging ihm hinterher, hoffte, dass etwas von ihm käme, irgendwas.
»Ich muss nur noch den Tank in Koppel drei überprüfen, bevor ich den Papierkram erledige. Alles ist so verdammt trocken«, rief er von der Veranda, ohne sich umzudrehen. Dann sprang er in den Lieferwagen und startete den Motor.
»Dann bis zum Abendessen«, rief sie ihm zu. Er warf ihr einen kurzen Blick zu und streckte wie immer zum Gruß seinen Arm aus dem Fenster, als er losfuhr. Deborah starrte ihm hinterher. Was war nur los mit ihm?
Ihre Mutter hatte gemeint, es sei das Muffensausen vor der Hochzeit. Vielleicht.
Als Nina die Brücke überquerte, die nach Wandalla führte, fühlte sie sich merkwürdig schwerelos, als wäre sie ein Astronaut, den nur wenig mit der Erde verband. Vor zwei Wochen hatte sie, gleich nachdem sie die Spardose erhalten hatte, die Kündigung eingereicht.
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